Schlaf ist die beste Medizin

Davon brauchen wir gerade alle ganz viel: Schlaf. Aber nur zwei bekommen ihn auch. Al und Lu sind seit über einer Woche erkältet. Wir können nicht viel tun, nur kleine Linderungen verschaffen. Den Kampf gegen den hartnäckigen Husten und Schnupfen können sie nur selber ausfechten.
Mit zwei Kindern beginnt mit jeder neuen Erkrankung der Countdown, denn wenn es eine hat, hustet die andere für gewöhnlich nur ein paar Tage später auch. Dagegen kann man nichts machen, denn sie berühren einander, kosten erforschen das gleiche Spielzeug, husten und niesen frei in den Raum. Wir können dann nur hoffen, dass sie einander nicht erneut anstecken, wenn es der ersten Keule wieder besser geht.
Hoffentlich ist es bald vorüber.

Schlaf ist die beste Medizin. Also schlafen sie, häufiger als sonst, dafür in der Nacht schlechter. Der starke Husten weckt sie immer wieder. Und das weckt uns, hält uns lange wach.
Dieses schleichend Zermürbende am dauerhaften Schlafentzug hätten wir uns vor der Geburt der beiden so nicht vorstellen können. Wir sind Nachteulen, früher auch werktags nicht vor Mitternacht im Bett gewesen, und dachten, dass wir nicht so viel Schlaf brauchen.Stattdessen wird es uns zum Verhängnis, weil wir abends gar nicht früher ins Bett gehen können, um die zerpflückten Nächte erholter zu überstehen. Wir sind Nachteulen, viel zu wach um zeitig zu schlafen. Und das seit fünfeinhalb Monaten. Wenn es sein muss, halten wir noch mal so lange durch. Aber ein bisschen Hoffnung sei uns gewährt, dass sich die festen Schlafphasen weiter ausdehnen.

Liegt es an der Erkältung oder dem berüchtigten Wachstumsschub, so oder so steckt gerade eine Unruhe und Launenhaftigkeit in den kleenen Keulen. Leidenschaft im Positiven und Negativen. Wieder verändert sich viel.
Al zaubert immer häufiger ein Strahlen auf ihr hübsches Gesicht, das uns packt und einhüllt. Sie übt fleißig, sich vom Bauch auf den Rücken zurück zu drehen, robbt auf dem Rücken und dreht sich auf dem Bauch liegend, um das Objekt ihrer Begierde zu erreichen oder besser zu sehen.
Lu kann so verschmitzt mit ihren intensiven Augen grinsen, dass wir gerne wüssten, was sie wohl gerade ausheckt. Sie will sitzen, so so sehr. Manchmal wird sie zum Mini-Hulk, wenn Arme und Beine nicht dabei helfen, sie endlich vorwärts oder auf den Po zu bringen. Sie arbeitet hartnäckig daran, ihrem Ziel näher zu kommen.

Wir gehen gemeinsam den nächsten Schritt: Mittags gibt es nun keine Flasche mehr. Al und Lu bekommen ihr Gemüse.
Zwillinge zu füttern ist Akkordarbeit. Ich nenne es »Feed and forget«:
links ein Löffel,
rechts ein Löffel,
links ein Löffel (nebenbei kurz prüfen, wie viel denn im und wie viel um das Baby herum gelandet ist),
rechts ein Löffel (auch hier prüfen),
links ein Löffel (Überbleibsel sammeln, Mund grob anpeilen, nachschieben),
rechts ein Löffel (links den Löffel herausziehen, rechts die Überbleibsel sammeln, Mund grob anpeilen, nachschieben),
usw.

Noch bin ich ziemlich angespannt und überlege, ob es nicht den Druck herausnimmt, sie nacheinander zu füttern. Allerdings fand ich immer sehr angenehm, dass wir gemeinsam essen – außer Mama, die hat nebenbei keine Zeit zu – und dann noch zusammensitzen. Die Illusion, dass das auch in den nächsten Jahren so selbstverständlich ist, wurden mir schon genommen. Keine Sorge. Trotzdem genieße ich es – die Belohnung nach der Hektik.

Was bleibt noch zu sagen?
Wunder geschehen, jeden Tag. So lange es noch nicht sicher ist, traue ich mich nicht es in Worte zu fassen, aber ich hoffe, dass das bald geschieht. Ich bin sehr aufgewühlt.

Schlaf ist die beste Medizin